Von Andreas Mascha, AIP
Zunächst wollen wir uns einmal vor Augen führen, was unter dem Begriff der Pädagogik im allgemeinen verstanden wird. Meyers grosses Universallexikon definiert den aus dem Griechischen stammenden Begriff als "Sammelbezeichnung für eine Reihe unterschiedlicher wissenschaftlicher, philosophischer und konkret handlungsorientierter Disziplinen, deren gemeinsamer Gegenstand das Erziehen (die Erziehung) ist." Wilhelm Dilthey schrieb dazu: "Unter Erziehung verstehen wir die planmäßige Tätigkeit, durch welche die Erwachsenen das Seelenleben von Heranwachsenden bilden." Da es jedoch neben der Schulpädagogik auch Disziplinen wie Wirtschaftspädagogik, Sozialpädagogik oder Sonderpädagogik gibt, wird bereits deutlich, dass die Anwendungsgebiete der Pädagogik nicht nur auf Kinder beschränkt bleiben. Daher macht es Sinn, statt primär vom Alter, von der jeweiligen Stufe des Bewusstseins eines Menschen für weitere pädagogische Schritte auszugehen.
Eine Einteilung der Phasen, die das Bewusstsein des Menschen evolutionär durchläuft und die heute auch von einigen modernen Bewusstseinsforschern vertreten wird, hat der Schweizer Kulturphilosoph Jean Gebser herausgearbeitet. Gebser weist in seinem Hauptwerk Ursprung und Gegenwart eine Entwicklung der Bewusstseinsstrukturen anhand kulturanthropologischer Fakten von einer archaischen, über eine magische und weiter über eine mythische bis hin zur heute vorherrschenden mentalen Bewusstseinsverfassung nach.
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Grafik: Evolutionsmodell der Bewusstseinsstrukturen
nach Jean Gebser
Besonders Ken Wilber hat mit Bezug auf Jürgen Habermas,
Erich Jantsch, Silvano Arieti und Jean Piaget die grosse Parallelität
der Tiefenstrukturen in der individual- und gattungsgeschichtlichen Entwicklung
in ein neues Licht gestellt. In seiner Analyse der pädagogischen
Aspekte im Werk Jean Gebsers hat Christian Bärtschi die Evolution
der Bewusstseinsstrukturen in der Individualentwicklung beschrieben. Wenn
wir Bärtschi folgen, für den "pädagogisch handeln bedeutet,
den heranwachsenden Menschen auf seinen Bewusstseinsschritten zu begleiten
und ihm die dazu jeweils erforderliche 'Nahrung' zu bieten", rückt
die spielerische Bewusstseinsentwicklung des Kindes klar ins Zentrum der
Beurteilung des pädagogischen (Nähr-)Werts eines Spielzeugs.
Gesellschaftlicher Kontext des 21. Jahrhunderts
Pädagogik ist immer auch teleologisch, d.h. sie
ist immer auf ein Ziel ausgerichtet, sie möchte den Menschen auf
etwas
vorbereiten. Eine gute Pädagogik will den jungen Menschen optimal
für die Bewältigung der Herausforderung von morgen vorbereiten.
Doch was sind die Herausforderungen von morgen? Zweifellos gibt es zeitlose
Werte wie Selbstvertrauen, Selbstverantwortung, Aufrichtigkeit etc., durch
die das Kind zu einem mündigen und proaktiven Mitgestalter seiner
Lebenswelt werden kann. Andererseits ist der Nutzen eines pädagogischen
Konzepts auch immer im Hinblick auf die zeitbedingten, gesellschaftlichen
Herausforderungen zu bewerten. Daher stellt sich unweigerlich die Frage
nach den gesellschaftlichen, bzw. den wirtschaftlichen, technologischen,
sozialen etc. Rahmenbedingen von morgen, auf die eine zukunftsfähige
Pädagogik vorbereiten soll. Natürlich können wir nicht aus
einer Kristallkugel eine detailliert festgelegte Zukunft herauslesen. Jedoch
lassen sich durch eine interdisziplinäre Gesamtbetrachtung der Gegenwart,
im Kontext eines umfassenden Wissens geschichtlicher und evolutionärer
Prozesse der Vergangenheit, offensichtliche oder höchst wahrscheinliche
Rahmenstrukturen der näheren Zukunft erkennen. So sagte beispielsweise
der Zukunftsforscher Alvin Toffler bereits Anfang der 80er Jahre
die Informations- und Wissensrevolution als 3. Welle, nach der Agrarrevolution
und der industriellen Revolution, voraus.
Durch die rasante und weitreichende Ausbreitung der Informationstechnologien
erleben wir, besonders in den hoch entwickelten Industrieländern,
seit den letzen Jahren ganz konkret den gravierenden Übergang von
der Industrie- in die Informationsgesellschaft - von der Moderne in die
Postmoderne. Toffler sprach in diesem Zusammenhang gar von einem Zukunftsschock,
da sich die Wandlungsprozesse der Alltagswelt immer weiter beschleunigen
und die zu bewältigende Informationsflut immer weiter ansteigt. Weitblickende
Gesellschaftswissenschaftler wie Jürgen Habermas oder Wirtschaftswissenschaftler
wie Micheal Hutter von der Universität Witten Herdecke skizzieren
bereits schon die Spielregeln einer Kommunikationsgesellschaft als
das nächste, sozio-kulturelle Evolutionsstadium nach der Informationsgesellschaft.
Wie werden diese tiefgreifenden Veränderungen die Lebenswelt des Menschen
im heutigen 21. Jahrhundert formen? Und welcher Kompetenzen, Fähigkeiten
und Bewusstseinsqualitäten bedarf es, um sich nicht nur in dieser
Welt zurechtzufinden, sondern sie auch verantwortungsbewusst und schöpferisch
mitzugestalten? Bereitet die heutige Pädagogik die jungen Menschen
auf eine solche Zukunft vor? Welche sinnvollen Ansätze gibt es, um
ihnen allgemeingültige Ordungsprinzipien zur Komplexitätsbewältigung
ihrer künftigen Alltagswirklichkeit an die Hand zu geben? Müssten
nicht die Prinzipien des Lernens und der sinnvollen Integration von Informationen
vor einer quantitativen Wissensvermittlung stehen? Wie funktioniert wirkliches,
nachhaltiges Lernen statt bloßer prüfungsorientierter Kurzspeicherung
zusammenhangloser Infomationsfetzen? Eines ist klar: Mit Zwang oder einer
negativen Konditionierung im Rahmen der Wissensaneignung kann nicht das
geistige Klima für Wissensdurst, Forscherdrang und proaktives Lernen
geschaffen werden. Die offensichtlich sinnvollste Antwort liegt im spielerischen
Zugang.
Spielerische Intelligenz- und Bewusstseinsentwicklung
"Spielen fördert die Intelligenz, integriert unsere
dreifache Natur, bereitet uns auf höhere Bildung, kreatives Denken
und eine Teilnahme an der Gesellschaft und deren Erhaltung vor. Außerdem
hilft es uns, wenn die Zeit dafür reif ist, selber gute Eltern zu
werden. Spiel ist die Kraft der Gesellschaft und der Zivilisation, und
ein Zerfall der Spielfähigkeit wird sich in einem Zerfall der Gesellschaft
schlechthin niederschlagen", schreibt der Neurobiologe und Pädagoge
Joseph C. Pearce in seinem Buch Der nächste Schritt der Menschheit.
Pearce
beschreibt in seinem richtungsweisenden Werk primär aus einer neurophysiologischen
Sicht, welche enorme Bedeutung dem Spielerischen für die Entwicklung
des Heranwachsenden zukommt und wie das Hirn in seinen Erinnerungen neben
den Inhalten auch den Gefühlszustand abspeichert, in dem das Lernen
stattfand. Das heutzutage von den Bildungspolitikern so gern angemahnte
"lebenslange Lernen" wird demzufolge nur auf fruchtbaren Boden fallen,
wenn mit dem Lernprozess nicht primär negative Gefühle assoziiert
werden.
Vor diesem Hintergrund wollen wir nun den pädagogischen Wert des Spielzeugs des ATELIER LILA etwas näher betrachten. Durch die Beschäftigung mit dem ATELIER LILA-Spielzeug lernt das Kind, wichtige und zum Teil abstrakte Gesamtzusammenhänge spielerisch und mühelos zu erfassen; wobei die verschiedenen Spielzeuge auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen, je nach Entwicklungsgrad oder Alter, didaktisch ansetzen. Die Kalender des ATELIER LILA (wie der Ballon-Wochentag-Kalender, der Auto-Wochentag-Kalender oder der Geburtstagskalender), die Uhren (wie die Weltzeituhr oder die Lernuhr), sowie das Raumerfahrungspielzeug (wie das Raumwunder oder der Höhenmesser) setzen primär auf der - nach Gebser - magischen Bewusstseinsstufe an und helfen dem Kind im Vorschulalter besonders die Raumdimension zu erschliessen und das Zeitempfinden auszuprägen .
Die Märchentheater (Freilicht- und Stabfigurentheater) unterstützen durch die Identifikationen mit den Polaritäten wie gut - böse, schön - hässlich, etc. besonders die Ausprägung der mythischen Struktur der Heranwachsenden, gerade im Alter von 7 - 14 Jahren.
Albert Einstein wird folgende Aussage zugeschrieben: "Wenn Sie möchten, dass Ihre Kinder intelligent werden, erzählen Sie ihnen Märchen. Wenn Sie möchten, dass sie hochintelligent werden, erzählen Sie ihnen noch mehr Märchen." Der Verlag des ATELIER LILA hat auch eine Reihe wunderschöner Märchenbücher herausgegeben, die zudem noch über die Märchentheater nach- und weitergespielt werden können und somit das Eintauchen in das Märchengeschehen noch stärker intensivieren. Hier wird bereits auch der hohe Integrationsgrad und eine harmonische Abgestimmtheit innerhalb des gesamten Spielzeugprogramms deutlich.
Das Trans-Play-Programm (wie das UFO-Spiel oder die Zeitmaschine mit Drehspiel) setzt einerseits bereits auf einer magischen Ebene (nach Gebser) an, bezieht aber die mythische und die mentale Bewusstseinsstruktur (Gebser) schon mit ein und weist sogar darüber hinaus. Es eignet sich daher nicht nur zum Spiel für das Kind, sondern auch für den Erwachsenen, der dadurch unkompliziert lernen kann, sein vorherrschendes mentales, rationales Bewusstsein immer wieder zu überschreiten und in den Bereich der Intuition vorzustossen. Gerade hierin liegt auch ein enormes spieltherapeutisches Potential.
Neben der so wichtigen Sensibilisierung und Ausdifferenzierung
der Sinneswahrnehmungen, sowie der Ausprägung ethischer Charakterzüge,
steht hier besonders die Vorstellungskraft und Kreativität im Vordergrund.
Ohne Zweifel wird in einer hoch computerisierten Welt die Kreativität
für den Menschen einen weitaus bedeutsameren Stellenwert bekommen,
als sie ihn heute hat. Formal-logische Operationen werden zunehmend von
intelligenten Maschinen übernommen und auch besser ausgeführt;
die kreative Inspiration des Geistes wird jedoch niemals ersetzt werden
können und bekommt geradezu eine zentrale Orientierungssfunktion beim
Surfen der sich auftürmenden Informationsfluten. Die Entfaltung des
aktiven Forschergeistes sowie der kommunikative, zwischenmenschliche Austausch
sind nur zwei weitere Aspekte dieses zukunftsorientierten Spielzeugs und
es könnten noch eine Vielzahl anderer aufgezeigt werden; sie alle
wirken zusammen - für die Entwicklung und Ausbildung der kreativen
Kraft im Menschen.
Ideen-Spielzeug des ATELIER LILA
Das Spielzeug des ATELIER LILA ist nicht nur Ideen-Spielzeug
in dem Sinne, dass es die Entwicklung eigener Ideen bei den Mitspielern
fördert, sondern das Holzspielzeug selbst ist Träger von Ideen;
von Ideen mit hoher Informationstiefe und aussergewöhnlichem pädagogischen
Wert. Obwohl die Inhalte den eigentlichen Wert dieses zum Staunen und Wundern
anregenden Spielzeugs ausmachen, sind die materiellen Spielgegenstände
nicht nur Symbole für etwas visuell Unsichtbares. Durch den wesenhaften
Ausdruck sowie die gestalterische Schönheit der Form bekommen diese
Ideensymbole aus Holz einen zusätzlichen ästhetisch-pädagogischen
Wert, da hierdurch bereits die ersten Ausprägungen des ästhetischen
Empfindens des Kindes unterstützt werden. Das geistige Auge schaut
durch das scheinbar unzeitgemässe Holzspielzeug und erblickt den hochaktuellen
und pädagogisch aussergewöhnlichen Wert der Idee dahinter. Wie
sagte doch der kleine Prinz: "Man sieht nur mit dem Herzen gut; das Wesentliche
ist für die Augen unsichtbar". Ja - dieses Ideen-Spielzeug unterstützt
die Entfaltung des kleinen Prinzen in uns. Es hilf dabei, die Welt staunend
und immer wieder aufs Neue zu erfahren, um vielleicht mit dem Ufo-Spiel
die Einmaligkeit der eigenen, ganz besonderen Rose zu entdecken. "Spüre
die Welt!" lautet der Imperativ aus den modernsten Erkenntnissen der Neuro-
und Kognitionswissenschaften für den erlebnisreichsten Umgang mit
der Welt. Wie kein mir bekanntes Zweites fördert dieses Ideen-Spielzeug
ein Einlassen auf die Welt und ihre Phänomene und öffnet gleichzeitig
den Durchblick auf das Dahinter.
Kurz: Sowohl aus pädagogisch didaktischer, als auch aus bewusstseinswissenschaftlicher und neurobiologischer Sicht ist dieses Ideen-Spielzeug als höchst wertvoll einzustufen und kann nur aufs Wärmste für die Kinderstuben des 21. Jahrhunderts empfohlen werden. Welch Freude, dass es LILA gibt!
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Selbstdarstellung des ATELIER LILA!
Literaturhinweise:
Bärtschi, Christian: Pädagogische Aspekte
im Werk Jean Gebsers, Schulpraxis 3/98
Dowsett, Norman C.: Psychologie der zukünftigen
Erziehung, Planegg 1982
Gebser, Jean: Ursprung und Gegenwart, 3 Bände,
München 1988
Kurzweil, Ray: HOMO S@PIENS. Leben im 21. Jahrhundert,
München
2000
Pearce, J.C.: Der nächste Schritt der Menschheit,
Freiamt 1994
Toffler, Alvin u. Heidi: Überleben im 21. Jahrhundert,
DVA
1994
Wilber, Ken: Eros, Kosmos, Logos, Frankfurt a.M.
1996
Ó Andreas Mascha, 2001